Geschichte der SPM
Im Juli 2022 kommt unsere SPM-Chronik heraus!
"125 Jahre Sächsische Posaunenmission. Eine Chronik", dieses Buch wird am 9. Juli 2022 zum Landesposaunenfest in Bautzen vorgestellt werden und ab dann auch in unserem Web-Shop zu haben sein! Sie vereint viele interessante Beiträge von unterschiedlichen Autoren.
Einblicke vorab gibt es hier (unter der Zeile "Chronik der Sächsischen Posaunenmission")
Blicke in die Geschichte
Die Posaunenchorarbeit ist seit ihren Anfängen eine geistliche und musikalische Laienbewegung der evangelischen Kirche. Heute wirken auch ausgebildete Bläser und hauptamtliche Kirchenmusiker darin mit. Die Wurzeln der geistlichen Bläserarbeit in Sachsen reichen weit zurück.
16. bis 18. Jahrhundert
Seit der Reformationszeit unterstützten in vielen Städten Instrumentalgruppen von Laienmusikern, zu denen auch Blechbläser gehörten, als Adjuvanten (Förderer, Unterstützer) die Kantoreien.
In Dörfern und Städten der Oberlausitz finden wir seit dem 18. Jahrhundert Laienbläsergruppen, die mit einem "Chor Posaunen", als einem Quartett Zugposaunen von der Sopran- bis zur Basslage, in den Kirchen musizierten und die Choräle begleiteten.
Ein Beispiel dafür ist der Kittlitzer Posaunenchor. Dass es den "Posaunistenchor" in Kittlitz (bei Löbau) seit 1817 gibt, belegt ein "Statut des Musikchors", welches "bey Gelegenheit der Reformationsjubelfeyer anno 1817" verfasst wurde. Dieses Dokument (welches am Seitenende - siehe unten - geöffnet werden kann) gibt einen interessanten Einblick in die Bläserarbeit dieser Zeit.
19. Jahrhundert
Ende des 19. Jahrhunderts wird die Posaunenchorarbeit – ausgehend von Westfalen – auch in Sachsen eine Breitenbewegung. Viele Posaunenchöre, deren Instrumentarium sich aber größtenteils aus Vertretern der Bügelhornfamilie (Flügelhorn, Tenorhorn, Bariton und Tuba) zusammensetzt, entstehen in den christlichen Jünglings- und Jungmännervereinen. 1897 feierten die evangelischen Posaunenchöre in Chemnitz ihr 1. Landesposaunenfest, an dem 14 Chöre mit 93 Bläsern teilnahmen.
Im gleichen Jahr wurde der sächsische Posaunenchorverband in Chemnitz gegründet und von einem Theologen, dem Landesposaunenpfarrer, geleitet. Angegliedert wurde der Verband der Inneren Mission (Diakonie). Damit wird deutlich, dass die Bläserarbeit zunächst nicht als Zweig der Kirchenmusik, sondern als diakonisch-missionarisches Arbeitsfeld verstanden wurde. Neben dem Landesposaunenpfarrer und der Geschäftsstelle gab es ein Reiseensemble, das in den Gemeinden Bläserfeierstunden abhielt und die Gründung von Posaunenchören initiierte und förderte.
20. Jahrhundert
Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts prägte Pfarrer Adolf Müller die sächsische Posaunenchorarbeit. In seinen "Posaunenfeierstunden" schuf er Modelle für die Schriftauslegung durch Lied und Musik. Außerdem erschloss er den Posaunenchören den Zugang zu alter und zeitgenössischer Instrumentalmusik, etwa durch die Herausgabe der Werke von Johann Hermann Schein, Samuel Scheidt, Michael Praetorius, Gottfried Reiche und Johannes Pezelius.
Nach dem tiefen Einschnitt des 2. Weltkriegs, der auch manche Posaunenchöre zum Verstummen brachte, gab es viele Neugründungen von Chören. Diese Aufbauphase prägte neben den ehrenamtlichen Landesposaunenpfarrern besonders der Landesgeschäftsführer und spätere Landesposaunenwart Christoph Franke. Im Reisedienst setzte das Landessextett Maßstäbe und betreuten Chorpfleger die Chöre. Auch Mädchen und Frauen fanden Zugang. Das Instrumentarium veränderte sich durch die stärkere Bevorzugung von Trompeten und Posaunen. Originalkompositionen für Posaunenchöre entstanden.
Mehr und mehr arbeiteten die Mitglieder des Landessextetts als Chorpfleger bzw. Posaunenwarte in jeweils einer Region der Landeskirche. Erst Mitte der achtziger Jahre wurde die Reisetätigkeit des Ensembles eingestellt.
Während der Schwerpunkt in der Anfangszeit die Neugründung von Chören war, ging es in der DDR neben Chorbetreuung und Weiterbildung vor allem um Materialbeschaffung – Instrumente, Zubehör, Papierkontigente für Noten usw. So ist die SPM auch Herausgeber von eigenen Noten (zunächst über den Verlag der Landesvereinigung der Inneren Mission, den Verlag Merseburger, die EVA und den DVfM – am Ende der DDR-Zeit auch im Eigenverlag).
Unter den hauptamtlichen Landesposaunenpfarrern Siegfried Fritz und Hartmut Rau wurde vor allem – auch durch die Zusammenarbeit mit namhaften Berufsbläsern wie etwa Prof. Ludwig Güttler – die technische und musikalische Ausbildung der Bläser verbessert und so das Niveau der Posaunenchöre gehoben. Die Chöre wagten sich an anspruchsvollere Literatur heran. Sowohl im kleinen Chor als auch bei den großen Posaunenfesten machten sie dies deutlich.
(Klaus Schlegel, Landesposaunenpfarrer von 1994 bis 2000)
Nach der Wiedervereinigung 1990
Nach der Wende stand die Frage nach einer neuen Rechtsform für die SPM. Man entschied sich, in Absprache mit der Inneren Mission und der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens, für einen gemeinnützigen, eingetragenen Verein, in dem alle Kirchgemeinden (als Rechtsträger der Posaunenchöre) Mitglied sind, die einen Posaunenchor haben. Das war auch notwendig, da die Innere Mission ihre eigene Rechtsstruktur den neuen Gegebenheiten anpassen musste. Hauptargumente für einen e.V. waren damals Unabhängigkeit und insbesondere die Möglichkeit eines eigenen Wirtschaftsbetriebes, also eigener Handel mit Instrumenten, Noten und Zubehör.
Der Verein wurde 1991 gegründet. Entscheidungsgremium ist die Mitgliederversammlung und der 25-köpfige Landesposaunenrat, der sich aus gewählten Vertretern der Chorleiter sowie den Mitarbeitern der SPM und jeweils einem Vertreter von Landeskirchenamt und Diakonie zusammensetzt. Ein ehrenamtlicher Vorstand, der direkt von der Mitgliederversammlung gewählt wird, leitet den Verein.